Aus Urkunden vom 16. Jahrhundert geht hervor, dass über die damalige Schildwirtschaft „Adler“ in Spraitbach die Grundherrschaft und niedere Gerichtsbarkeit vom Kloster Lorch (seit der Reformation württembergisch) ausging; es wurde deshalb auch als die „lorchische Wirtschaft“ bezeichnet. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Adlerwirtschaft vom damaligen Schultheiß Kuhn aufgekauft und in eigener Person betrieben. Seitdem gab es damals in Spraitbach keine Polizeistunde mehr und die Amtshandlungen wurden nicht mehr im Rathaus, sondern in der Wirtsstube des Schultheißen erledigt.
1880 wurde das Anwesen von Jakob Bauer erworben und als „dingliche Wirtschaft“ bis 1937 betrieben. Ab dem Jahr 1937 wurde der Wirtschaftsbetrieb von dessen Sohn Georg Bauer als Gasthaus und Metzgerei bis 1978 fortgeführt.

Ein einschneidendes Ereignis war der 5. Januar 1946, bei dem durch ein Großfeuer das gesamte Gebäude ein Raub der Flammen wurde. Dabei wurde eine wertvolle Bibel von 1639 in letzter Sekunde aus dem Feuer herausgeholt. Noch im gleichen Jahr wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, dabei musste die Eingangsecke nach hinten verschoben werden, da die Einfahrt auf die Reichsstraße mit Langholz fast unmöglich war. Sämtliche Spraitbacher Zimmerleute halfen beim abzimmern des Holzes auf dem Festplatz in der Hagenbuche zusammen und so konnte der Zimmermannsspruch für das neue stattliche Gebäude schon am 3.10.1946 verlesen werden.
Eine besondere Tradition in den 50er-Jahren war das Abhalten von sog. öffentlichen Hochzeiten, wobei die gesamte Bevölkerung Zugang in die Gaststätte hatte, aber das Hochzeitsessen (feine weiße Bratwürste mit Kartoffelsalat und Schiffchen) selbst bezahlte.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gehörte zur Gaststätte ursprünglich unter einem großen Kastanienbaum auch eine Kegelbahn, die aber dann dem Straßenausbau zum Opfer fiel.
Von 1946 bis 1979 mit dem Neubau des Vereinsheims war der Adler das Vereinslokal des FC Spraitbach und oft erklang am runden Tisch nach vielen Siegen aber auch Niederlagen das Vereinslied:“…rot und weiß sind unsere Farben, sie dürfen niemals untergehen.“
Im Nebenzimmer des Gasthauses erweckte eine umfangreiche Schmetterlingssammlung als Hobby von Georg Bauer das Interesse vieler Besucher.
Ab 1948 hatte die Arztpraxis von Dr. Kinkel (Ehrenbürger von Spraitbach) ihre ersten Praxisräume im Gasthaus zum Adler und in der allerersten Zeit ordinierte Dr. Kinkel im Nebenzimmer der großen Wirtsstube. Sie diente als Wartezimmer und war für viele Kranke ein angenehmer Aufenthaltsraum nach dem Sprechstundenbesuch, wobei manches Viertele Remstäler genossen wurde.
Im Jahre 1978 erfolgte die Übergabe des Betriebs von Georg Bauer auf die Tochter Renate, diese führte die Gaststätte bis ins Jahr 1995. Bei ihr war jeder Gast willkommen und durch ihre Freundlichkeit und große Portionen bleibt sie unvergessen. Danach fand zunächst eine Verpachtung und später der Verkauf des Grundstücks an Arthur und Ella Scheu statt. Diese waren danach Inhaber der Gaststätte bis ins Jahr 2016; die Metzgerei wurde nach dem Tod von Arthur Scheu im Jahr 2000 durch Sohn Klaus bis 2008 geleitet. Seit 1.11.2008 ist Jürgen Gottwald im Pachtverhältnis Inhaber der Metzgerei.
(Text und Bilder recherchiert und zusammengetragen von Ulrich Rupp)