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Verborgene Handwerkskunst

In Spraitbach wird manch verborgenes Handwerk gepflegt, teilweise mit ungeahnter Außenwirkung

Eine besonders musikalische Qualität -

Blasinstrumentebau Brenner

Wenn in Argentinien oder Chile eine Klarinette wohl erklingt, wurde sie möglicherweise in Spraitbach gebaut oder gewartet. Als echter Experte für Blasinstrumente beliefert er nicht nur Musiker im Ostalbkreis sondern weltweit. Dabei repariert er diese Instrumente nicht nur sondern baut auch selbst welche.

Franz Brenner hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt – und zwar von beiden Seiten: als Musiker, der seine Instrumente meisterlich beherrscht und als Instrumentenbauer mit sehr gründlicher Ausbildung und inzwischen jahrzentelanger Erfahrung in seinem Metier.

In den Jahren 1980 bis 1983 ließ sich Franz Brenner bei der Firma Karl Hammerschmidt & Söhne in Burgau zum Instrumentenbauer ausbilden. Abschluss und Höhepunkt war die Überreichung des Meisterbriefes durch den damaligen Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl 1993 in München.

Blasinstrumentebau Brenner
Gemeinde Spraitbach

1986 machte er sich in Vorderlintal selbständig. Seit 2000 arbeitet er im  ehemaligen „Dr.-Kinkel-Haus“ in der Gschwender Straße. Als einziger Meisterbetrieb in diesem Metier im Ostalbkreis hat er sich stark spezialisiert auf wenige Instrumentenarten: Flöte, Klarinette und Saxophon.

Blasinstrumente sind keine Massenwaren, sondern oft abgestimmt auf die individuelle Bedürfnisse des jeweiligen Bläsers. Mit diesem speziellen Leistungsangebot können auch Bläser mit körperlichen Einschränkungen weiterhin spielen.

Zum 25-jährigen Jubiläum brachte das Haus Brenner in einer kleinen Serie eine „Spraitbacher Jubiläumsklarinette“ auf den Markt - auf dass sich die Geschichte der Firma als Erfolgsgeschichte fortsetzt und weiterhin eine der Besonderheiten von Spraitbach bleibt.

Die Silberschmiedemeisterin Doris Nowak machte sich 1972 in Schwäbisch Gmünd selbständig. Nach der Heirat mit Diether Raymann wurde daraus 1975 die WERKSTATT RAYMANN-NOWAK SCHMUCK + GERÄT in Spraitbach.

1981 legte Doris Raymann-Nowak eine zweite Meisterprüfung ab, diesmal als Goldschmiedin.

Über zwanzig Auszubildende erlernten in dieser Werkstatt entweder das Handwerk Silberschmied oder das Handwerk Goldschmied. 

Silberschmieden bedeutet die Herstellung von Teekannen, Bechern, Schalen, usw. oder - im sakralen Bereich - von Kelchen, Leuchtern, Monstranzen, usw. Goldschmieden bedeutet das Machen von Schmuck, Ringen, Broschen, Armreifen, Halsketten, usw. Beide Bereiche waren für die Entwicklung der Werkstatt sehr  wichtig. 

Amtsinsignien von Bischof Fürst
Gemeinde Spraitbach

Im Jahr 2000 erhielt die Werkstatt Raymann-Nowak den Auftrag die Amtsinsignien für Bischof Dr. Gebhard Fürst zu entwerfen und auszuführen.

Die meisten sakralen Arbeiten wurden für den Dom in Rottenburg angefertigt: Ein Reliquiar für eine Martinus Reliquie, drei Gefäße für die heiligen Öle, zwölf Apostelkreuze, ein Evangeliar und im Jahr 2013 ein 1,40 m hoher Osterleuchter aus Silber. 

Osterleuchter von Frau Raymann Nowak im Rottenburger Dom
Gemeinde Spraitbach

Die außergewöhnlichste und auch langwierigste Arbeit, die unter der Federführung der Werkstatt Raymann-Nowak in Spraitbach entstand, war die Rekonstruktion der Reichskrone anlässlich des Stadtjubiläum der Stadt Schwäbisch Gmünd.

Reichskrone/Nachbildung ausgestellt in Schwäb. Gmünd
Raymann-Nowak Doris

Daran arbeiteten die Goldschmiedemeisterinnen  Annelore Baukus, Birte Lipp, Justine Dalfert und Doris Raymann-Nowak über zwei Jahre. Begleitet wurde diese anspruchsvolle Aufgabe von Diether und Maximilian Raymann. Sie recherchierten am PC den Aufbau der Krone  und  setzten diese Erkenntnisse in grafische Vorlagen um. Nach diesen Plänen wurde unter Verwendung von mittelalterlichen Goldschmiedetechniken die Reichskrone rekonstruiert. Der Anspruch der Arbeitsgemeinschaft  war es zu zeigen wie die Krone im zehnten Jahrhundert - vermutlich - aussah.

Das Original der über tausend Jahre alten Reichskrone liegt gut gesichert in der Wiener Schatzkammer.  Tolle Bilder aus der Schatzkammer in Gmünd finden Sie hier.

Sakrale Kunst - Ikonenschreiberin Eva Wulf

Frau Wulf vor Ihrem Atellier
Gemeinde Spraitbach

"Ich bin, also handle ich. Erst im Handeln liegt die Vollendung."
Ein Satz von Eva Wulf aus der Festschrift zur Ikonenweihe in Untergröningen mit dem Titel „Zur Ehre Gottes und seines Evangeliums“.

Schon als kleines Mädchen wollte Eva Wulf Heiligenbildchen malen. Mit tiefem Interesse und hoher Begabung, begann sie in den 70er Jahren hoffnungsvoll als Autodidaktin mit der sakralen Malerei. In der Klosterschule des Kloster Geras in Niederösterreich erlernte sie das Ikonen schreiben. Eine Ikone ist ein Abbild vom Urbild und wird als die Darstellung des Wortes Gottes nicht gemalt, sondern bildhaft geschrieben.

Seit 1986 hat Eva Wulf ihre kleine Künstlerwerkstatt hier in Spraitbach und machte sich in der Ikonenmalerei einen Namen. Nach persönlichen Schicksalsschlägen und einem schweren Unfall beschloss Eva Wulf als Dankeschön an ihren Herrgott eine besondere Ikone, ein außergewöhnliches „Fenster zur Ewigkeit“ zu schaffen. Sie fand in der evangelischen Kirche in Untergröningen durch den kunstinteressierten damaligen Pfarrer Roland Schneider den geeigneten Platz für ihr Werk. 

Frau Wulf bei der Arbeit
Gemeinde Spraitbach

Von Mai 1993 bis Mai 1996 erschuf Eva Wulf in der Untergröninger Kirche ihr Lebenswerk. Trotz immer wiederkehrender gesundheitlicher Rückschläge konnte sie die 3,00 x 2,50 m große Ikone mit dem Titel „Segnung der vier Evangelisten“, nach einem Urbild des Klosters Berg Athos in der Größe 35 x 20 cm aus dem 11. Jahrhundert, vollenden.

Es ist die größte Ikone, die jemals geschrieben wurde. Auch ist es ein Novum, dass eine orthodoxe Ikone in einer evangelischen Kirche betrachten werden kann. Am 25. Mai 1996 wurde die Ikone in einem Festakt geweiht. Eva Wulf schaffte es durch ihr sakrales Kunstwerk, die drei großen christlichen Kirchen an jenem Pfingstsamstag zu vereinen. Durch diese Ikone wurde Eva Wulf weltweit bekannt.

Frau Wulf beim Schreiben  der "Spraitbacher Ikone"
Gemeinde Spraitbach

Seit Mai 2003 hängen auch in der katholischen Kirche St. Blasius Spraitbach zwei Ikonen von ihr: „Die Empfängnis der Heiligen Anna“ und „Die Gottesmutter mit Christus“. Beide Ikonen haben eine besondere Ausstrahlung: Sie beeindrucken durch Anmut und Zärtlichkeit. Bei ihren Führungen versucht sie Toleranz und Verständnis füreinander zu wecKen.

Kunst aus Ton - Töpferei Bettina Kunzmann

Töpferin Bettina Kunzmann bei der Arbeit
Gemeinde Spraitbach

Hinter der Spraitbacher Dorfmitte verbirgt sich ein kleines Schatzkästchen, eine Töpferei. Bettina Kunzmann, die ihre Jugend schon in Spraitbach verbrachte, erlernte eines der ältesten Kunsthandwerke: Keramikerin. 

Die Keramikmeisterin besitzt seit vielen Jahren in der Schulstraße 1 eine kleine Töpferei, wo sie lebt und arbeitet. Hier findet man viele Unikate, die sie alle traditionell auf der Töpferscheibe gedreht hat. Ganz charakteristisch für ihre Arbeiten sind die filigranen Ausschneidungen.
 

Töpferkunst Bettina Kunzmann
Gemeinde Spraitbach

Zu Bettina Kunzmanns Besonderheiten gehören außerdem Keramikfiguren. Auf dem gedrehten Rohling baut sie alle möglichen Tierfiguren auf. Ob Hund, ob Katz‘, Rabe, Huhn oder Reiher, diese liebevoll gestalteten Tierfiguren, jede für sich ein Original, sind schon alleine einen Besuch in der kleinen, heimeligen Keramikwerkstatt wert. Für den Filmbeitrag des SWR 2017 töpferte sie extra "s`Äffle ond´s Pferd".


 


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