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Kurze Geschichten (n) und Anekdoten

Hier finden Sie kurze geschichtliche Ereignisse und Spraitbacher Anekdoten (zusammengetragen von Erich Pommerenke).

Karte von Spreitbach von 1830
Karte von Spreitbach von 1830
Gemeinde Spraitbach
Karte von hinder Linthal von 1830
Karte von hinder Linthal von 1830
Gemeinde Spraitbach
Erst urkundliche Erwähnung von Spraitbach vom 03.01.1296
Erste urkundliche Erwähnung von Spraitbach am 03.01.1296
Gemeinde Spraitbach

Im Jahr 1296 schenken die Eheleute Lögglin aus Schwäbisch Gmünd drei Häuser und eine „Sölde“ (Bauernhaus) in „Spraippach“ an Probst Heinrich und den Konvent des Klosters Adelberg.

Die diesbezügliche Schenkungsurkunde ist die erste urkundlich belegte Erwähnung von Spraitbach – also so etwas wie unsere „Geburtsurkunde“.

Und so betrachtet wird Spraitbach – obwohl sicher auch schon vor 1296 als Siedlung bewohnt – dieses Jahr 725 Jahre alt.

In der ersten urkundlichen Erwähnung von 1296 ist von „Spraippach“ die Rede. Der Chronist vermutet, dass sich diese Bezeichnung aus den in seiner Nähe zahlreichen Erlenbüschen ableitet, mit „spreiden“ wurde sich ausbreitendes Gebüsch bezeichnet.

Weil früher oft auch die Namen „Spraitenbach, Spraibach, Spraittach oder Spreitbach“ vorkamen, wird der Name aber auch mit dem „gespreizten Bach“, also dem Zusammenlauf zweier Bäche in Verbindung gebracht. 

Landwirtschaftliche Arbeit war früher sehr aufwändig und anstrengend. Das galt auch für das Dreschen des Korns. An kalten Wintertagen wurde oft schon früh am Morgen auf der Tenne mit dem Dreschflegel damit begonnen. Die Arbeit dauerte oft bis in den späten Abend. Am Sonntag darauf wurde dann die sogenannte „Flegelhenke“ mit Sauerkraut, Speck, und Knöpfle gefeiert. (Aus der Ortschronik der Gemeinde.)

Geschlachtet wurde – wohl auch aus hygienischen Gründen - meist im Winter. Um auch die nicht unmittelbar Beteiligten am Schlachtfest teilhaben zu lassen, gab es den Brauch des „Häfelestupfens“: Man band – einen möglichst großen -Topf (ein „Häfele“) an eine lange Stange und klopfte damit ans Fenster des Hauses, in dem geschlachtet worden war. In der Regel wurde dieses aufgemacht, und der entgegengehaltene Topf wurde mit Kesselbrühe, Kraut, Speck und eventuell auch einer Wurst gefüllt. 

Als für den 31. Mai und den 1. Juni 1950 ein Bischofsbesuch in Spraitbach ankündigt wird, fühlt sich die Gemeindeverwaltung zu folgender Ermahnung veranlasst: Die Einwohner werden gebeten, für den anstehenden Bischofsbesuch „die Straßen zu reinigen und zu schmücken“, außerdem seien während des Gottesdienstes „alle lärmenden und ruhestörenden Arbeiten“ zu unterlassen.

Badegäste nach der Eröffnung in den 60er Jahren
Viel Betrieb am neuen Stausee
Gemeinde Spraitbach

Am 25. Juni 1959 wird der neu erbaute Reichenbach-Stausee eingeweiht. Die ehemalige Beutenmühle musste weichen. Am 28. Juni findet am neuen See ein „Strandfest“ statt, und schon am 10. Juli muss der Gemeinderat wegen zu starkem Verkehrsaufkommen vor allem an Sonntagen auf der Beutenmühlenstraße eine Sperrung bzw. einschränkende Parkregelungen beschließen. An Sonntagen werden sogar Parkwächter eingesetzt.

Bis in die sechziger Jahre hinein hatte längst nicht jeder Haushalt ein eigenes Bad bzw. eine eigene Waschmaschine. Mit dem gemeindlichen Waschhaus in der Hagenbuchstraße - später Massagebetrieb Volker Jecht – wollte man hierfür Abhilfe schaffen. Im Gemeindeblatt vom 3. März 1961 werden die Preise für die Benutzung der Gemeindewaschküche und das Gemeindebad bekannt gegeben:

  • Große Trommel                4,50 DM
  • Kleine Trommel                3,50 DM
  • Holztrommel                    0,50 DM
  • Wannenbad                      1,00 DM
  • Brausebad                        0,50 DM
  • Mangel pro Stunde*          4,50 DM

*Mangeln bedeutet: Nutzung des Bügelautomaten vorzugszweise für Bett- und Tischwäsche

Die Beschreibung des Oberamts Gmünd von 1870 charakterisiert die Spraitbacher wie folgt: „Die Einwohner sind ein gesunder, kräftiger und gut gewachsener Menschenschlag; über 80 Jahre zählen in der Gesamtgemeinde zwei Personen. Bei den Männern hat sich die alte Volkstracht noch erhalten, während diese bei dem weiblichen Geschlecht durch halb städtische Mode verdrängt wurde. Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Gewerbe und Arbeit in den Wäldern,“ (Anm.: Einwohnerzahl 1871: 737 – davon 321 männlich, das entspricht etwa 43 Prozent.)

Die Oberamtsbeschreibung finden Sie ausführlich auch hier.

Das Schulleben in Spraitbach hat später begonnen als in vielen anderen vergleichbaren Gemeinden. Der katholische Stadtpfarrer und Dekan Johannes Schleicher schreibt im Oktober 1627:“Wär große Nothdurft, daß in den Pfarreien Ickingen, Zimmerbach oder Spraitbach Schulen aufgerichtet würden.“ Unter anderem durch die hohen Kriegskosten, die der Dreißigjährigen Krieg verursachte, verzögert sich der Beginn des Schullebens aber noch weiter. Um 1660 muss wohl doch eine Schule errichtet worden sein, denn 1670 findet sich im katholischen Taufbuch der Eintrag eines Michael Ruep, „sonsten von herikoffen, derzeit aber schuelmeister zu spraitbach.“ (Nach: Walcher-Chronik, S. 286).

Am 27. Januar 1955 veröffentlicht die Gemeinde folgenden Aufruf zur anstehenden Fastnacht: Diese solle nicht „zu Tagen der Ausgelassenheit“ gemacht werden, denn „kein Christ sollte der Meinung sein, über die Fastnacht gelten die Gesetze Gottes nicht.“ Die Wirte sollen zum Schutz der Jugend „keine unkontrollierbaren Nischen oder gar Kellerbars“ zulassen.

Der Oberamtsbericht von 1870 beleuchtet auch die Besitzverhältnisse und vermeldet: „Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren; der begütertste Bürger in Spraitbach besitzt 56 Morgen Feld und 28 Morgen Wald, der in Hertighofen 88 Morgen Feld und 49 Morgen Wald, der in Vorder-Linthal 62 Morgen Feld und 54 Morgen Wald. Der Mittelmann besitzt 20 Morgen Feld und 1,5 Morgen Wald, die ärmere Klasse 2 Morgen Feld. Armenunterstützung erhalten 2 – 3 Personen“.  

Am 26 Juni 1959 meldet die Gemeindeverwaltung, dass auf der Grundlage eines Beschlusses des Kreistags für den Fang bzw. Abschuss von Krähen, Elstern und Eichelhähern Prämien angeboten werden. Dazu passt auch die Bekanntmachung, dass Herrn K. am 22. August 1962 für die Dauer eines Jahres die Genehmigung erteilt (wird), mit seinem Luftgewehr „nach Spatzen und sonstigen Schädlingen zu schießen.“

(Nach: W. Mayer: Landwirtschaft am Rande der Schwäbischen Waldes. In: Spraitbach - Chronik und Heimatbuch, S.115.) 

Nach den beiden Friedhöfen in östlicher Richtung, so berichtet die Ortschronik, war früher der Feuersee angelegt. Er speiste sich aus einer starken Quelle und hatte stets einen guten Wasserstand. Aus ihm heraus floss auch der Spraitbach. Infolge eines Erdbebens am 16. November 1911 versiegte die Quelle, und der See trocknete aus. Zur Erinnerung daran bekam eine Straße im Baugebiet Trögle den Namen „Am Feuersee“. 

Spraitbacher Kirchtürme im Frühling 2
Spraitbacher Kirchtürme im Frühling 2
Gemeinde Spraitbach

Seit über einhundertfünfzig Jahren sind die beiden Kirchtürme Wahrzeichen unserer Gemeinde. Von welcher Seite aus auch immer man sich Spraitbach nähert – sie sind schon von Weitem zu sehen: Mal die eine rechts und die andere links, mal umgekehrt oder auch fast hintereinander.

Das jüngere der beiden Bauwerke, die Katholische Pfarrkirche St. Blasius, wurde in den Jahren 1863 bis 1866 erbaut und 1871 eingeweiht. Die ältere und kleinere, die Michaelskirche, wird 1302 erstmals erwähnt. Man kann aber davon ausgehen, dass ihre Fundamente noch älteren Ursprungs sind. 

Weil diese im Laufe der Zeit für die katholische Kirchengemeinde zu klein wurde, ging sie nach der Fertigstellung des katholischen Neubaus an der Gschwender Straße im Jahre 1866 in den Besitz der evangelischen Kirchengemeinde über.

(Quelle: Pfarrkirche St. Blasius Spraitbach, Broschüre der kath. Kirchengemeinde, verfasst von Raimund Schindler, 1966.)

Die Heimatchronik berichtet, dass die alten Trachten noch bis zur Jahrhundertwende gesehen werden konnten. Sie „bestanden bei den Männern in Schnallenschuhen, weißen Strümpfen, Lederhosen, roter Weste mit silbernen Rollknöpfen und einem langen blauen Rock. Als Kopfbedeckung wurde der Dreispitz (ein dreispitziger Hut, auch Nebelspalter genannt) getragen. Dies war die Sonntagstracht. An Werktagen hatte man über den ledernen Hosen ein fast an die Knie reichendes zwilichenes Hemd an, das sich als sogenanntes Fuhrmannshemd bis in unsere Zeit erhalten hat. Die Kopfbedeckung dazu war ein rundes Käppchen mit herabhängender Troddel oder aber die altschwäbische Zipfelkappe. 

Beim Aufkommen der Modekleidung im vorigen Jahrhudertentstand der Spruch:

Der mit seir’ra Zipfelkapp, der hot koi Geald em Sack,

der mit sei’m ronda Huat, der hot Geald gnuag.“

(Nach Ortschronik, Auszug im Gemeindeblatt vom 19.2.1960)

„Die sonntägliche Weibertracht bestand aus einem weiten schwarzen Faltenrockmit vorgebundener schwarzer Seidenschürze, einer ebenfalls schwarzen Jacke oder Leible (im Bayerischen Mieder geheißen bloß bis zur Hüfte reichend). Darüber wurde ein buntornamentiertes oder geblumtes Seidentuch mit langen Fransen um Hals und Schulter geschlungen. Auf dem Kopf trug man die Bändelhaube deren lange Seidenbänder lang über den Rücken herabwallten.“ 

(Nach Ortschronik, Auszug im Gemeindeblatt vom 19.2.1960)

Dr. Kinkel lebte und arbeitete in den ersten Jahren seiner Tätigkeit in Spraitbach im Gasthaus „Adler“. Im Saal des Gasthauses im ersten Stock fanden auch Vereinsabende statt. 

„Ein Abend, an dem ein frommes Heimatspiel über die Bühne ging, ist mir unauslöschlich in Erinnerung geblieben. Der Mechanismus, der im letzten Akt einen Engel zu den andächtig harrenden Erdenkindern herabschweben lassen sollte, versagte und blieb ruckartig auf seiner Talfahrt stecken, so daß dem Himmelsboten nichts anderes übrigblieb, als die letzten anderthalb Meter im Sprung zu nehmen; der Jubel war allgemein. Auch ich durfte mich mitfreuen, hatte ich doch noch nie Gelegenheit gehabt, den verstauchten Knöchel eines leibhaftigen Bewohners himmlischer Gefilde zu behandeln.“

(Quelle: Hans Kinkel, Vierzig Jahre Landarzt; Einhorn Verlag Schwäbisch Gmünd 1990, S.24 f. – vergriffen) 

Beim Anzug eines schweren Gewitters läutet die mehrfach geweihte Wetterglocke. (…) Geht es zum ersten Getreideschnitt, so fällt kein Halm, bevor nicht Gottes Segen auf die Ernte herabgefleht ist.  Bauer und Gesinde knieten früher am Rande des Ackers nieder und beteten sieben Vaterunser und den Glauben. Dann erst rauschten die Sensen durch’s Korn. Auf den letzten Erntewagen steckte man ein mit Bändern geziertes Tännlein. Es wurde dann neben Scheunentor angenagelt und verblieb dort bis zum nächsten Jahr. Auf dem verlassenen Feld aber ließ man wenigstens eine Hand voll Halme stehen, man band dieselben wohl auch oben zusammen und schmückte das Bündel mit Blumen, dies sollte der Dank des Bauern an die gütige Allmutter Erde zum Ausdruck bringen.“

(Aus der Ortschronik, Gemeindeblatt vom 4. März 1960)

„Wenn das Brautpaar zu den Sponsalien (Brautexamen) zum Pfarrer geht, so künden häufig Böller- oder wenigstens Gewehrschüsse dem Dorf das freudige Ereignis an. Der Hochzeitslader geht feierlich  (früher mit Zylinder und Frack) von Haus zu Haus und bittet zur Hochzeit jedermann mit dem gleichen Sprüchlein: ‘En scheana Gruaß soll i ausrichta vom Bräutigam (so und so) ond sei’ra Braut (so wie so) ond do send’r au höflichschd eiglada zur Hauxatt am negschta Metag om halb zehna end Kirch, ond nach der Kirch ens Wirtshaus zur Poscht en Schproibach . Ond wemmer’s kennat, no dea mr’s schpäter au wieder wett macha‘. Ein Myrtensträußlein prangt an seinem Rock, ein weißes Bändchen und ein Sträußchen an seinem Spazierstock.“

(Aus der Ortschronik, Gemeindeblatt vom 4. März 1960.)

 

„In jeder katholischen Stube findet heute noch der Hergottswinkel, d.i. das Kruzifix in der Tischecke und hüben und drüben ein Bild Jesu und Maria. Dieser Winkel wird meist mit großer Liebe geschmückt, vor ihn trägt man Freude und Leid. Früher waren auch gemeinsame Familienandachten (Rosenkranz) üblich. Allmorgentlich segnete früher die Bäuerin Familie, Gesinde, Haus und Hof mit Weihwasser. In jeder Stube    hängt ein Weihbrunnkessel“.

(Aus der Ortschronik, geschrieben in den dreißiger Jahren. Auszug aus dem Gemeindeblatt vom 19.2.1960)

Dass die als erste in einem öffentlichen Amt bekannt gewordene Frau ausgerechnet Feuerwehrkommandantin war, überrascht nur auf den ersten Blick: Weil in den letzten Kriegsjahren die meisten Männer im Krieg waren, fand die Feuerwehr in Agnes Kurz für einige Jahre ihre neue Kommandantin.

Als nächste weiblich Person in einem öffentlichen Amt folgte Pfarrerin Hannerose Hitzler im Jahr 1990. Schulleiterin der Grundschule wurde im Jahr 2003 Edith Liebhäuser.

In der Kommunalpolitik kandidierte 1975 die erste Frau (Liste Fortschrittliche Wählervereinigung), allerdings erhielt sie kein Mandat. Erste gewählte Frau wurde im Jahr 1985 Monika Schuster (Freie Wählervereinigung). Sie übte dieses Amt bis 1994 aus. Im aktuellen Gemeinderat beträgt der Frauenanteil etwas über ein Drittel.

Und ganz aktuell: Seit dem 1. September dieses Jahres wird der Polizeiposten Spraitbach von Hauptkommissarin Daniela Hitzler geleitet.

Als Einzelereignis weist das schwere Hagelunwetter aus dem Jahr 1843 auf die große Not hin, die Spraitbach in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts traf.

Allerdings war auch die Zeit vor diesem Naturereignis alles andere als rosig: Schlechte Ernten, Misswirtschaft und strukturelle Änderungen führten zu einem allgemeinen wirtschaftlichen Rückgang und zum Ende vieler kleinerer Höfe. Diese wurden oft zwangsversteigert („vergantet“). Gekauft wurden solche Höfe oft von zweit- oder drittgeborenen Söhnen aus Nachbargemeinden. Weil diese oft Handwerker waren, belebte sich dadurch langsam auch das Gewerbe in Spraitbach. Ein Beleg hierfür ist der 1863 in Spraitbach gegründete Krämermarkt.

(Quelle: Festschrift zum 130-jährigen Bestehen der evangelischen Kirchengemeinde Spraitbach und der ev. Michaelskirche vom 21.12.1997. Verfasst von: Marlis Schleissner-Beer

„Ist jemand gestorben, so wird die Uhr angehalten, der Spiegel verhängt, die Fenster werden geöffnet. (…) Die Blumenstöcke an den Fenstern, die Bienenkästen, das Vieh im Stall erhalten einen anderen Platz. Der Tote bekam früher seinen Hochzeitsanzug in den Sarg, das Mädchen den Kranz. Schuhe gibt man nicht gerne mit, denn Schuhe zwingen zum Gehen und Wiederkehren. (…)

Früher wurde bei den Toten Wache gehalten, an der sich auch die Nachbarschaft beteiligte. In der Stube neben der Totenkammerwurde dabei der Rosenkranz gebetet. Bis zur Bestattung ruhte die Arbeit. Die Leichenansagerin ging von Haus zu Haus und zu befreundeten Familien der Nachbardörfer und kündete die Beerdigungsstunde.  

(Aus der Ortschronik, Gemeindeblatt vom 25.März 1960)

Seit Jahrhunderten wird in und um Spraitbach auch Weidewirtschaft betrieben. Von einem diesbezüglichen Streit Anfang des 16. Jahrhunderts berichtet die Walcher-Chronik:“ 1509  klagen Spraitbacher und Vorderlintaler zu Eschach gegen einen Birkenloher Bürger und die Gemeinde daselbst, daß sich die dieselben untersauf ihren (den Spraitbacher und Lintalern) gehörigen Wiesen zwischen Birkenlohe und Hönig  zu weiden, sobald diese Wiesen abgeheuet seien. Die Birkenloher schwören, daß das ein alter Brauch sei. Darauf werden die Kläger abgewiesen.“ – Gut siebzig Jahre später klagen die Spraitbacher und Vordelintaler, daß die Birkenloher sie auf Wiesen, die sie bis dahin beweiden durften, nicht mehr weiden lassen.

„Die werdende Mutter wurde früher mit vielen Weisheitssprüchlein belehrt, Man warnte sie um des Kindes Willen hauptsächlich vor dem ‚Versehen‘. Die Schwangere hatte, damit dem Kinde nichts abging, da und dort das Recht, ungestraft aus Garten und Feld ihren Hunger zu stillen.

Bis zur Taufe des Neugeborenen durften die Windeln nicht außerhalb des Hauses aufgehängt werden. Sie kamen auf die Bühne und wurden, um den Einfluß böser Geister abzuwehren, mit Weihwasser besprengt. Der Täufling wird, besonders wenn es ein Stammhalter ist, mit Flintenschüssen gefeiert. Die Mutter soll vor ihrer Aussegnung in der Kirche nicht an den Brunnen, um Wasser zu holen.“

Durch Beschluss vom 26. Juli 1878 wurde in Spraitbach eine Arbeitsschule, auch Strickschule genannte Bildungseinrichtung geschaffen. „Lehrgegenstände waren von Anfang an Stricken, Flicken und Nähen. Seit Winter 1898 wird der Unterricht methodisch erteilt. Unterrichtszeit war gleichfalls von Anfang an mittwochs und samstags von 1 bis 3 Uhr.“ Die Gemeinde wurde für diese Schule mit Staatsbeiträgen unterstützt, die Arbeitsmaterialien für die obligatorischen Arbeiten wurden zunächst nur den ärmeren, ab 1900 allen Schülerinnen von der Gemeinde zur Verfügung gestellt.

(Aus: Walcher-Chronik, hrsg. von Marlis Schleissner-Beer, Einhorn Verlag Schwäbisch Gmünd 1996, S.456f.)

Dass der Teilort Hinterlintal mit den Wohnplätzen Eigenhof und Hegenreute auf Wunsch der Hinterlintaler Ende 1976 über einen Eingemeindungsvertrag von Ruppertshofen nach Spraitbach kam, ist allgemein bekannt.

Weniger bekannt ist, dass Vorderlintal auf der Grundlage einer neuen Gemeindeordnung auch erst 1935 vollständig zu Spraitbach kam. Der Kreis hob die bis dahin geltende Teilortsverfassung auf und teilte die Kreise neu ein. Vorderlintal hatte bis dahin eine eigene Kasse und einen ehrenamtlichen „Anwalt“.

Dass die Kasse nun in die vermeintlich ärmere Hauptgemeinde sollte, wurde nur widerwillig hingenommen.

(Nach: Walter Zepf, Die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde von 1900 bis heute. In: Ortschronik Spraitbach von 2001, S. 123 – 164.)

„Am Nikolaustag kommt der bärtige Niklos zu den Kindern, bringt den braven und fleißigen Äpfel und Nüsse, den bösen und faulen aber die Rute. An den vier Donnerstagen vor Weihnachten gingen die Kinder zum ‚Anklopfen‘. Sie klopften an die Haustüren und sagten ihre Sprüchlein:

‚Klopfa, klopfa, Hämmerle,

s‘ Brot leit em Kämmerle

dr Apflkreab d’rbei, geaht mr au a Sticker drei!‘ oder das andere:

‚Klopfa, klopfa, Hämmerle, 

s‘ Brot leit em Kämmerle,

d’s Messer leit drbei,

Äpfel raus, Birna raus,

no ganget mer wieder en a anders Haus!“

Wurde die Tür aufgetan, so bekamen die Anklopfer Schnitzbrot, Springerle, Äpfel oder Nüsse.“

(Aus der Ortschronik, geschrieben in den dreißiger Jahren. Auszug aus dem Gemeindeblatt vom 22.4.1960).

„Die Tage von Weihnachten bis Dreikönig sind die sogenannten Lostage: sie bestimmen das Wetter für das kommende Jahr. Wer am heiligen Abend zum Fenster hinaushorcht, hört die unschuldigen Kinder weinen. In den ‚12 heiligen Nächten‘ ist der Böse los und richtet viel Schaden an. In der Weihnachtsnacht, der Neujahrsnacht und der Nacht vor dem Erscheinungsfest legt man ein Büschel Heu unter die Dachtraufe und ein Stück Brot unter den Christbaum. Das  Heu wurde dann mit dem an Dreikönig geweihten Salz bestreut und samt dem Brot dem Vieh gegeben. Auf diese Weise sollte das Vieh das ganze Jahr über vor Krankheit und Schaden bewahrt bleiben.“  

(Aus der Ortschronik, geschrieben in den dreißiger Jahren. Auszug aus dem Gemeindeblatt vom 22.4.1960).

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