
Raiffeisenschuppen mit Gemeinschaftsgefrieranlage
Am 4. Oktober 1891 wurde in Spraitbach der Darlehenskassenverein gegründet und 1939 errichtete der Spar- und Darlehenskassenverein im Ölgarten in Vorderlintal einen Lagerschuppen. Hier konnten auch die gemeinschaftlich angeschafften Geräte, z.B. eine Mischtrommel zum Beizen von Getreide untergestellt werden. Beim Beizen wird das Getreide, das als Saatgut benötigt wird, mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. So können Sämereien vor dem Befall mit Pilzen, Krankheiten oder Schädlingen geschützt werden.
Die Vorderlintaler Familien hatten sich auch eine gemeinsame Mostpresse, mit Eisenrädern transportabel, angeschafft. Die Mostpresse hatte in dem Schuppen auch ihren Platz.
Die Genossenschaftsidee hat ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert, in dieser Zeit fand durch die Industrialisierung ein wirtschaftlicher Umbruch statt, der viele Menschen vor neue Herausforderungen stellte. Daher schlossen sich die Bauern zusammen, um gemeinsam in neue Gerätschaften zu investieren. Mit der Genossenschaft verfolgten sie ein gemeinsames Ziel und unterstützten sich gegenseitig, blieben aber trotzdem eigenständig. Das Zitat des Gründers der Genossenschaftsidee, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, ist aktuell wie eh und je: „Was dem einzelnen nicht möglich ist, schaffen viele.“
Seit dem zweiten Weltkrieg brachte die Industrie vermehrt Düngemittel und Pflanzenschutzmittel auf den Markt. Diese konnten gemeinsam eingekauft werden und hier gelagert werden. So konnten die Bauern sie vor Ort abholen. Der erste Lagerschuppen wurde abgerissen.
Im Jahr 1952 wurde der Neubau mit Laderampe und im Untergeschoß Platz für die Gemeinschaftsgefrieranlage eingerichtet. Nachdem die meisten Vorderlintaler Haushalte ihre eigenen Gefriertruhen zu Hause hatten, wurde die Gemeinschaftsanlage 1985 aufgelöst. Der Schuppen wird heute als Abstellraum genutzt.
Bis zum Neubau des ersten Raiba-Bankgebäudes in der Seestraße in Spraitbach, Anfang der 60-er Jahre befand sich die Kasse für Spraitbach und Vorderlintal im Privatgebäude des Rechners Ludwig Hölldampf in der Vogteistraße.
Im Jahr 1967 fand die Umbenennung des Spar- und Darlehensverein in Raiffeisenbank Spraitbach statt. Das landwirtschaftliche Warengeschäft wurde erst im Jahr 1994 aufgegeben, als die Raiffeisenbank von der Seestraße in das neue Gebäude in der Mutlanger Straße umgezogen ist.
Quelle: Spraitbach Chronik und Heimatbuch
Zusammengestellt von Doris Kurz, 30.06.2023







